Na klar, jetzt ist der richtige Zeitpunkt!
So bitter die Corona-Krise für weite Teile der produzierenden Industrie aktuell auch ist – für den Anlagenpark kann die Saure-Gurken-Zeit sinnvoll genutzt werden. Natürlich gilt es beim Herunterfahren oder gar Stillstand der Produktion, die Stilllegung energie- bzw. kostenintensiver Anlagen zu bewerten. Auf der anderen Seite ist zu prüfen, ob trotz etwaiger Kurzarbeit aus Produktionssicht für kritische Anlagen eine Notbesetzung sichergestellt wird. Weiterhin ist es aus technischer Sicht auch sinnvoll abzuwägen, ob und wie die Gangfähigkeit kritischer Anlagen in der Krisenzeit aufrechterhalten wird, sodass beim Wiederhochfahren der Produktion die volle Funktionsfähigkeit und Präzision direkt gewährleistet sind – so weit zu den Sofortmaßnahmen.

Die gute und die schlechte Nachricht für den Anlagenpark

Leider werden viele Firmen darüber hinaus nicht umhin kommen, relevante Investitionen in die Infrastruktur aus finanziellen Gründen zu kürzen oder gar zu stoppen. Das sind die schlechten Nachrichten für den Anlagenpark. Aber es gibt auch gute, denn man kann die aus Sicht der Maschinen gewonnene Zeit nutzen, um sie auf Vordermann zu bringen und sich hinsichtlich der Instandhaltungsorganisation neu und besser aufzustellen.

Eine echte Chance für die Qualität des Anlagenparks ist, einen etwaigen Wartungsstau anzugehen bzw. den gesamten Wartungsaufwand in der Krisenzeit zu erhöhen und mehr in vorbeugende Instandhaltung zu investieren. Dies ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn die Instandhaltung mit einem internen Team durchgeführt wird. In diesem Fall ist es eine Überlegung wert, das Instandhaltungsteam von einer etwaigen Kurzarbeit zumindest in Teilen auszusparen, wenn die finanzielle Sicht diese Investition in die nahe Zukunft zulässt. Dann könnten Wartungen vorgezogen oder auch sinnvolle Überholungen oder Umbauten vorzeitig eingeplant werden. Auch wenn externe Dienstleister für die Instandhaltung zuständig sind und man die entsprechenden Kosten aktuell zu tragen bereit ist, kann das Vorziehen Sinn machen. Ein weitergehender und durchaus vorausdenkender Schritt ist es, Neuinvestitionen in Engpassbereichen in Erwägung zu ziehen, wenn die Finanzmittel und der nach der Krise zu erwartende Auftragsbestand dies zulassen. Ggf. freut sich der Anlagenhersteller gerade in der jetzigen Zeit über einen Auftrag und ist auch bereit, über den Preis zu reden.

Organisation & Personal

Nicht nur für die Anlagen kann die Krise eine Chance sein, auch für die Organisation und das Personal kann die Zeit sinnvoll genutzt werden. In vielen Unternehmen ist zu beobachten, dass z.B. die Wartungspläne nicht auf dem neuesten Stand sind. In Zeiten hoher Auftragslast fällt das regelmäßige Aktualisieren gerne mal hinten runter. Dies kann jetzt nachgeholt und auch mit der Fragestellung verbunden werden, ob die Verteilung der Wartungsaufgaben zwischen Instandhaltung und Produktion neu aufgeteilt werden sollte, z.B. um die Produktion von solchen Aufgaben stärker zu befreien. Umgekehrt gibt es sicher Fälle, bei denen aus TPM-Sicht ein Ausbau der Betreiberwartung sinnvoll ist, um die Identifikation der Bediener mit der Anlage zu stärken und auf der anderen Seite die Instandhaltung zu entlasten. Und natürlich lässt sich gewonnene Zeit auch immer für Weiterbildung nutzen. Schnell in die Qualifikationsmatrix geschaut – oder zügig eine erstellt – und es liegen sicher viele Qualifizierungsbedarfe auf der Hand. Junge Instandhaltungskollegen können ihr Anlagenspektrum erweitern oder zu Spezialisten an bestimmten Anlagen aufgebaut werden. Produktionsmitarbeiter können z.B. mittels Grundreinigungs-Workshops mit den elementaren Wartungsaufgaben ihrer Anlage besser vertraut gemacht werden, auch um ein tieferes Verständnis ihrer Anlage zu erlangen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Krisenzeit auch Chancen bietet, wenn man die gewonnene Zeit nutzt, um Mensch und Maschine besser aufzustellen – um somit mit gestärkter Wettbewerbsfähigkeit aus der Krisenzeit zu kommen.